Jahreshauptversammlung 2023 – noch stärkerer Einsatz für die Natur erforderlich

(c) NABU Lahr / P. Blöchle
Die Vorsitzenden Wolfgang Bahr und Udo Baum

Einen großen Andrang von Besucherinnen und Besuchern konnte der NABU Lahr bei seiner Hauptversammlung am 19.04.2023 im Stützpunkt am Hohbergsee verzeichnen. Die Vorsitzenden Udo Baum und Wolfgang Bahr setzten den Schwerpunkt der Versammlung bei einer politischen Ortsbestimmung.

Dass der NABU als Anwalt für Natur und Landschaft und für die Lebewesen, die ihre Stimme nicht erheben können, noch stärker aktiv werden muss, zeigt sich an der Entwicklung der Stadt Lahr. Dort stehen Wachstum und ökonomische Entwicklung im Vordergrund – die Belange der Natur, die für die zukünftige Lebensqualität in der Stadt genauso wichtig sind, geraten dagegen zunehmend ins Hintertreffen.

 

Der NABU sieht es als Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass Naturschutzthemen mit dem notwendigen Stellenwert in die kommunalpolitischen Entscheidungsprozesse einbezogen wird. Man wird sich dabei durch Angriffe, wie sie beim Frühlingsempfang der Stadt Lahr durch den Oberbürgermeister vor einigen Wochen erfolgten, nicht einschüchtern lassen.

 

Was sich in der Stadt tut, ist besorgniserregend: Trotz Baumfällaktionen und Rodungen im Stadtgebiet hat eine Mehrheit im Gemeinderat die dringend notwendige Baumschutzverordnung abgelehnt. Ein verstaubter Landschaftsplan liegt in der Schublade. Es gibt kein Freiraumkonzept, kein Schutzverzeichnis für ökologisch wertvolle Flächen. In Sachen Schottergärten wird die Stadt Lahr nicht einmal ihrer Vorbildfunktion gerecht: Trotz mehrmaliger Versprechen sind die Schotterkreisverkehre in der Goethestraße/Kaiserstraße und in der Burgheimer Straße/Kirschbaumallee immer noch nicht bepflanzt. Die Festsetzungen in den Bebauungsplänen nützen nur wenig, weil im Nachhinein nicht kontrolliert wird. „Wildwest“ in den Kleingärten am Schutterlindenberg, am Galgenberg und anderswo setzt sich weitgehend ungehindert fort.

 

Die Kontakte zu den Verwaltungen, Behörden und politischen Gremien müssen verstärkt werden, um deren Blick für die Berücksichtigung der Belange des Naturschutzes zu schärfen.

 

Vorsitzender Baum zeigte sich zufrieden darüber, dass 2022 wieder sechs Aktiventreffs möglich waren und verwies auf Daueraufgaben im „Flächenhaften Naturdenkmal Hohbergsee“ und im „Nationalen Naturerbe Langenhard“. Die im Eigentum des Nabu befindlichen Flächen im Ehrental sowie die Streuobstwiese am Schutterlindenberg entwickelten sich dank guter Pflege hervorragend. Der Zuwachs an Orchideen im Ehrental ist phänomenal.

 

Der Langenhardbeauftragte Walter Caroli zeigte sich erfreut über die Zunahme der Artenvielfalt im Schutzgebiet auf dem Langenhard und berichtete über erfolgreiches Monitoring bei Insekten, Vögeln und Pflanzen, Tanja Frey über die Aktivitäten für die Amphibien. Bei den Erdkröten stabilisierte sich die Population, bei den Grasfröschen war aber ein eklatanter Rückgang zu beobachten gewesen. Höchste Dringlichkeit gehört der Wiederherstellung der zerstörten Leiteinrichtung im Akad-Gelände noch in diesem Jahr. Bernhard Ihle schilderte die Aktivitäten zur Registrierung und zum Schutz der in Lahr vorkommenden sechs Fledermausarten. Die Ansiedlung des Wiedehopfes ist trotz intensiver Bemühungen noch nicht gelungen, wie Regine Fricke berichtete. Harry Huhn hatte sich nicht nur den Schleiereulen gewidmet, bei seinen Naturwanderungen mit der Puppe „Rico“ hatte er große Begeisterung unter den teilnehmenden Kindern ausgelöst. Kassenwart Norbert Folke vermeldete solide finanzielle Verhältnisse. Die Herausgabe des Buches „Nationales Naturerbe Langenhard – Impressionen aus einem Naturparadies“ im Jahr 2022 hat bisher zu guten Ergebnissen geführt.

 

Die Versammlung gedachte des verstorbenen Mitglieds Detlef Lingner. Bei einer Nachwahl wurde Urte Stahl als Beisitzerin in den Vorstand gewählt. Die Feier zum 50-jährigen Bestehen des NABU Lahr soll im Februar 2024 stattfinden. Für das Jubiläum wird statt einer Festschrift unter Regie von Walter Caroli ein „immerwährender Kalender“ erstellt.